KULTUR & BRAUCHTUM / BRAUCHTUM / Maibaumaufstellen

MAIBAUM
Das Aufstellen des Maibaums ist ein alter Brauch, der vermutlich bis ins 13. Jahrhundert zurück geht. Der spätere Frühjahrsbeginn in kälteren Regionen veranlasste die Menschen, die Fruchtbarkeitsrituale später zu feiern und zwar an den Pfingstfeiertagen.
Je nach Klima wurden deshalb ent-weder die Maibaumbräuche am 1. Mai oder die Pfingstmaienrituale gefeiert. Hierbei wurde ein eingewurzelter Baum zum Zeichen der Tanzfreiheit geschmückt und zum Austragungsmittelpunkt für Spiele und Tänze, zur Vertreibung böser Geister, erwählt.
Nachweisbar sind solche Maibäume erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts, während die glatte Maistange, die ja im Wettkampf erklettert werden musste, schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts belegt ist. Regelmäßige, termingebundene Mai-baumbräuche kamen später infolge des 30-jährigen Krieges auf. In jener Zeit stellten die Soldaten am Ersten Mai Ehrenbäume für Offiziere, Fürsten oder hohe Gemeindevertreter auf, wofür Maibier ausgeschenkt und andere Vergünstigungen gewährt wurden.
Jedoch stießen der Maibaum und die Maibaumbräuche, nicht nur bei der Kirche, auf Ablehnung, da sie heidnischen Ursprungs und Gotteslästerung waren. Verschärfte Forstbestimmungen, drohten zudem mit Geld- und Prügelstrafen und brachten den Brauch vielerorts zum Erliegen.
Nach einem Aufschwung im 19. Jahrhundert wurde der Maibaum nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zur Modeerscheinung und erlebte seine weiteste Verbreitung mit der Propaganda der Nationalsozialisten, die den Maibaum zum Sinnbild der erwachenden Natur erklärten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Maibaum fester Bestandteil der südbayerischen Gemeinden und Städte.
Brauchtums-gemäß wird ein Wettstreit benachbarter Dörfer durchgeführt, wobei es auf den größten und schönsten Baum ankommt. Höhen über 30 Meter sind daher keine Seltenheit.
Der Maibaum wird mancherorts mit Rinde aufgestellt. In Oberbayern ist er meistens geschält und weiß/blau angestrichen. Neben bemalten Maistangen, deren Wipfel naturbelassen, bekränzt oder mit einer Krone ausgezeichnet sind, gibt es, besonders im Gebiet des Chiemgaus Maibäume mit selbst geschnitztem Figurenschmuck und Zunftzeichen örtlicher Handwerker. Abgebildet sind Häusern, Kirchen, Handwerkszeuge, Tanzpaare oder religiöse Motive, welche seitlich am Stamm befestigt werden. Das Aufstellen erfolgt damals wie heute mit zwei Stangen (sogenannten Schwaibeln), die gegen den Baum gedrückt werden um den Baum in einen senkrechten Stand zu bringen und dauert durchaus zwei Stunden. Dabei sollte unter keinen Umständen technisches Hilfsmittel herangezogen werden.
DAS MAIBAUMSTEHLEN UND EINLÖSEN
Der Maibaum wird nach seinem Schlagen zum Ort der Aufstellung gebracht. Dort lagert er bis zum Aufrichten, wobei oft mehrere Tage vergehen können. Dabei sollte der Baum in wechselnder Schicht bewacht werden, denn es könnte sein, dass einer der Nachbarorte die Gunst
der Stunde nutzt und den Baum entwendet. Dann wird zur Auslöse ein „Lösegeld“ in Form von Bier und Brotzeit fällig, das, sofern es durch den bestohlenen Ort bezahlt wurde, gemeinsam verspeist und getrunken wird. Ist ein Ort nicht bereit, seinen gestohlenen Maibaum zurückzukaufen, kann dieser als eigener oder als Schandbaum neben dem eigenen aufgestellt werden.
Fotos: Wolfgang Gasser

Heutzutage wird der Plattler vielerorts von Heimat- und Trachtenvereinen ausgeübt. Das Tragen einer Tracht ist beim Schuhplatteln üblich, beim Preisplatteln unabdingbar. Hier wird neben der Exaktheit der Tanzausführung besonders auf die Originalität und Vollständigkeit der Festtracht geachtet. Das Preisplatteln ist ein Turnier, bei dem mehrere Vereine und Gruppen zusammenkommen, um im Einzelwettbewerb oder im Gruppenwettkampf gegeneinander anzutreten.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich mit dem „Burschenplattler“ (ohne Dirndl) eine Neuerung durch, die sich vom ursprünglichen Charakter des Plattlers als Werbetanz entfernt hat. In den 1950er Jahren wurde aus touristischen Gründen der „Marschplattler“ (z. B. „Holzhacker“) ins Leben gerufen, der den bisher obligaten Dreivierteltakt des Ländlers aufgibt und der ebenfalls nur von Burschen ausgeführt wird.
In den letzten Jahren bildeten sich vielerorts neue Schuhplattlergruppen, die die Tradition des Schuhplattelns zum Teil auch auf eine moderne und jugendliche Art neu interpretieren.
Mit moderner Musik, neuen – teils akrobatischen – Figuren und auch Frauen als Mitgliedern in den Gruppen wird dieser traditionelle Tanz dem 21. Jahrhundert angepasst, ohne dabei seine Wurzeln zu verleugnen, wobei natürlich auch traditionelle Plattler bei den meisten Gruppen auf dem Programm stehen.

Maibaum Aufstellen
Übersicht 2024
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